Einleitung der Herausgeber
¶ 1 Leave a comment on paragraph 1 0 Erstaunlich! Sie lesen soeben für sich allein einen linearen Text – womöglich noch auf Papier –, um etwas darüber zu erfahren, wie sich Lernprozesse mit digitalen Kollaborationswerkzeugen in Form von Hypertexten gestalten und begleiten lassen. Passt das zusammen? Als Herausgeber haben wir uns das natürlich auch gefragt. Wie sie sehen, haben wir darin aber keinen Widerspruch gefunden, im Gegenteil. Nachdem wir uns beide seit mehr als zehn Jahren mit Wikis in der Bildung beschäftigen und in dieser Zeit sowohl zahlreiche Vorträge und Kurse gehalten als auch einführende Webseiten erstellt haben, scheint uns nun die Zeit für ein gedrucktes Buch gekommen zu sein.
¶ 2
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Wir stellen uns nämlich vor, dass Sie sich durchaus kompetent durchs Internet bewegen und dieses auch schon für Unterrichtszwecke verwendet haben. Ja, in unserer Vorstellung sind Sie an einer Hochschule oder Schule tätig oder werden es bald sein. Darum wollen Sie Ihre Kompetenzen in diesem Bereich ausbauen. Sie schätzen dazu neben Internetquellen eine klar strukturierte und durchdachte, möglichst langlebige Einführung, die sich teilweise auch abseits eines Bildschirms lesen lässt. Sie suchen nicht primär die neusten technischen
Werkzeuge und Tricks, sondern Sie sind vor allem didaktisch motiviert. Sie möchten in Ihrem Unterricht die Eigenaktivität und Zusammenarbeit der Lernenden fördern und bei der Bearbeitung von exemplarischen Lerninhalten vermehrt formative Evaluationsmöglichkeiten nutzen. Sofern Sie vom Mehrwert neuer Unterrichtsmethoden und Werkzeuge überzeugt sind, sind Sie durchaus auch bereit, einen anfänglichen Mehraufwand für den erstmaligen Einsatz auf sich zu nehmen. Sollten wir mit dieser Beschreibung nicht ganz danebenliegen, so möchten wir Sie mit der vorliegenden Publikation einen Abschnitt auf dem Wiki-Weg des Lernens begleiten.
¶ 3 Leave a comment on paragraph 3 0 Die einzelnen Beiträge des Buches sind in sich geschlossene Sichtweisen auf Wikis in Lehr- und Lernprozessen. Je nach Interesse und Vorwissen lassen sie sich somit entsprechend den persönlichen Bedürfnissen und Wünschen lesen. Neben der gedruckten Buchversion stehen die Arbeiten auch unter einer Creative-Commons-Lizenz zur freien Nutzung im Internet zum Download zur Verfügung. Der lineare Buchinhalt wird – wie bei diesem Thema zu erwarten – durch ein (hypertextbasiertes) Wiki (http://wikiway.ch) mit zusätzlichen Informationen und aktualisierten Links ergänzt. Gerne können Sie in diesem Wiki Ihre Erfahrungen mit dem «Wiki-Weg des Lernens», artikulieren und über konkrete Unterrichtsbeispiele etc. mit anderen diskutieren.
¶ 4 Leave a comment on paragraph 4 0 Das Buch beginnt mit einigen Beiträgen, die das Wiki-Prinzip erklären und (lern)theoretisch verankern, bevor dann konkrete Einsatzbeispiele aus verschiedenen Schulstufen folgen. Am Schluss finden sich konkrete Hinweise und Empfehlungen zum Starten eigener Wiki-Projekte.
¶ 5 Leave a comment on paragraph 5 0 Für die Einleitung konnten wir Mark Guzdial gewinnen, der am Georgia Institute of Technology bereits im Jahr 2000 Wikis mit über tausend Studierenden eingesetzt hat und zu den Ersten gehörte, die über Wikis in der Bildung publizierten. Guzdial betont in seinem Beitrag die Möglichkeiten der Demokratisierung des Bildungsprozesses sowie des interdisziplinären Arbeitens mithilfe von Wikis. Danach versuchen wir als Herausgeber, das Wiki-Prinzip und seine grundlegenden Potenziale für Bildungszwecke zu skizzieren. Wir beginnen mit einem kurzen Abriss zur Erfindung und Weiterentwicklung von Wikis und erklären die Kernelemente von Wikis – das Wiki-Prinzip. Danach präsentieren wir sowohl die Potenziale als auch die Grenzen von Wikis in Lernsettings. Im nächsten Beitrag betrachtet Johannes Moskaliuk Wikis als Werkzeuge zur Wissenskonstruktion und leitet aus den entsprechenden systemtheoretischen und konstruktivistischen Überlegungen Konsequenzen für die Schulpraxis ab. Sandra Hofhues und Katharina Uhl nehmen sich in ihrer Arbeit das mit Wikis verbundene Spannungsfeld von Öffentlichkeit, Öffnung und Offenheit in Lernprozessen vor. Mit zwei in der Praxis erprobten und theoretisch situierten Modellen der Wiki-Nutzung schlagen wir als Herausgeber im vierten Teil die Brücke von den eher theoretischen Überlegungen zur praktischen Umsetzung.
¶ 6 Leave a comment on paragraph 6 0 Angeführt wird dieser Praxisteil von einem Erfahrungsbericht über den Wiki-Einsatz in Lehrveranstaltungen mit mehr als hundert Studierenden an einer pädagogischen Hochschule, den Kuno Schmid und Paolo Trevisan verfassten. Wiki wurde genutzt, um im begleiteten Selbststudium auch überfachliche Kompetenzen (Prozessgestaltung, Individualisierung des Zeitaufwands und der Lernwege zur Wissensaneignung, kooperatives Lernen) fördern zu können. Ebenfalls aus der Lehrerbildung stammt der Beitrag von Michele Notari und Stefan Schärer, der neben einer Projektbeschreibung auch quantitative Auswertungen der Wiki-Nutzung in einer mehrere Jahre durchgeführten Großveranstaltung bietet.
¶ 7 Leave a comment on paragraph 7 0 Nicht eine einzelne Lehrveranstaltung, sondern eine ganze Schule steht im Zentrum des Beitrags von Nik Schatzmann. Als Rektor eines Gymnasiums beschreibt er Schulentwicklungsprozesse bei der Einführung eines Wikis als offizielle Schulplattform, die derzeit seit acht Jahren aktiv genutzt wird. Auch der Beitrag von Alexander König und Jan Hodel ist auf der Sekundarstufe II angesiedelt. Die beiden skizzieren anhand von zwei konkreten Beispielen die Möglichkeiten und Herausforderungen des Wiki-Einsatzes im gymnasialen Geschichtsunterricht. Den Abschluss des Praxisteils machen zwei Beispiele aus der Grundschule. Manoli Pifarré zeigt, wie mit Wikis Kompetenzen in den Bereichen Partizipation, Austausch, Diskussion und Zusammenarbeit gefördert werden können. Samuel Chu schließlich stellt die didaktische Aufbereitung vor, mit der Wikis im Grundschulunterricht eingesetzt werden können. Dies geschieht anhand von Fallbeispielen aus zwei Studien, die von den Verfassern durchgeführt wurden: Eine der Studien betrachtet eine Wiki-Gruppenarbeit im Rahmen des Sachkundeunterrichts, die andere beleuchtet das kollaborative Schreiben von englischen Texten durch anderssprachige Schüler mithilfe von Wikis. Darüber hinaus werden Empfehlungen an Grundschullehrpersonen ausgesprochen, die in ihrem Unterricht mit Wikis arbeiten möchten.
¶ 8 Leave a comment on paragraph 8 0 Sollten diese Beiträge ihren Appetit auf eigene Wiki-Projekte geweckt haben, so bieten wir Ihnen zum Schluss konkrete Hinweise zu Auswahl, Einrichtung und Betrieb eines Wikis für Bildungszwecke.
¶ 9 Leave a comment on paragraph 9 0 Das Bild auf dem Buchumschlag zeigt eine Momentaufnahme eines schwedischen Kunstprojekts. Sechs Frauen und fünf Männer, die sich vorher zumeist nicht kannten, haben im Jahr 2010 auf einer einsamen Insel vor Gotland gemeinsam etwas gebaut. Dabei galten drei Regeln:
- ¶ 10 Leave a comment on paragraph 10 0
- Baue ohne Diskussion, Plan oder Schema
- Sprich nicht, wenn du auf der Baustelle bist
- Der Bau wird nie fertig sein
¶ 11 Leave a comment on paragraph 11 0 Das Projekt bezog sich auf eine Entwicklung im Londoner Stadtbezirk Hackney, die in den späten Siebzigerjahren begann. Während dreißig Jahren hatten Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks nach den obigen Regeln ein ungenutztes Grundstück gestaltet, bis es im Jahr 2009 verkauft und mit Luxusappartements überbaut worden war. Das Bild und die beiden Projekte haben uns fasziniert, sowohl wegen der Gemeinsamkeiten als auch der Gegensätzlichkeiten zwischen ihnen und dem Arbeiten und Lernen mit Wikis. Wikis verunsichern mit ihrer scheinbaren Regellosigkeit und ihrer steten Vorläufigkeit die Vorstellung von traditioneller Schulbildung. Gerade deswegen passen sie aber zur Bildung im vom Wandel geprägten 21. Jahrhundert. Die abgebildete Konstruktion auf dem Buchumschlag wie auch erfolgreiche Wiki-Projekte zeigen, was alles entstehen kann, wenn Menschen mit einer gewissen Offenheit und einem gegenseitigen Vertrauen zusammenarbeiten. Auch wenn sich zu Beginn kein Abbild eines Endprodukts definieren lässt, so entstehen faszinierende – und oft unerwartete – Produkte, die alle Beteiligten stolz auf das Erreichte werden lassen. Mit diesem Bild vor Augen möchten wir Ihnen viel Erfolg, aber auch Mut auf dem Wiki-Weg des Lernens wünschen!
¶ 12 Leave a comment on paragraph 12 0 Wir danken allen Autorinnen und Autoren, die mit viel Engagement und Geduld dazu beigetragen haben, dass dieses Buch entstehen konnte. Weiter danken wir dem hep Verlag, der uns bei der Redaktion und der Produktion unterstützt hat und sich darauf eingelassen hat, den Inhalt dieses Buches kostenlos auf der Verlagsseite elektronisch zur Verfügung zu stellen. Die Möglichkeit, das Werk als «open educational resource» erscheinen zu lassen, hat dazu geführt, dass wir das Buch auch auf Chinesisch übersetzen und publizieren werden.
¶ 13 Leave a comment on paragraph 13 0 Michele Notari und Beat Döbeli Honegger
Einleitung der Herausgeber von Michele Notari und Beat Döbeli Honegger ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Schweiz Lizenz.
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