Verwendung von Wikis zum kollaborativen Lernen in Grundschulen
1 Einleitung
¶ 1 Leave a comment on paragraph 1 3 Da die technologische Entwicklung schnell fortschreitet und die neuen Lernen- dengenerationen bereits in die digitale Ära hineingeboren werden, wird die Ein- beziehung von Web-2.0-Technologien (z. B. Blogs, Wikis) in den Unterricht als eine Erleichterung für Lernen und Lehre angesehen (Chu et al., 2012; Chu & Kennedy, 2011; Richardson, 2006). Das Wiki, «eine kollaborative Plattform im Internet, auf der jeder Inhalte hinzufügen und jeder bereits veröffentlichte Inhalte bearbeiten kann» (Richardson, 2006, S. 8), ist eine der am häufigsten im Bildungsbereich eingesetzten Web-2.0-Technologien. Studien zur Verwendung von Wikis auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Bereichen des Bildungswesens konnten deren Nutzen für Schülerinnen und Schüler bereits ausführlich belegen (u. a. Chu, 2008; Fung et al., 2011; Law et al., 2011; Li et al., 2010; Mak & Coniam, 2008; Pifarré & Kleine Staarman, 2011; Tavares & Chu, 2011; Woo et al., 2011). Pifarré und Kleine Staarman (2011) weisen darauf hin, dass Wikis Dialogräume für Schüler eröffnen, in denen die Beteiligten ihre Ideen diskutieren und so ihre Fähigkeiten zum kritischen Denken und Problemlösen ausbauen können. Außerdem wurde belegt, dass Schüler durch den Gedankenaustausch auf Augenhöhe oder durch Kommentare von Mitschülerinnen und Mitschülern zum einen in der Lage sind, konstruktives Feedback zu Inhalt und sprachlicher Gestaltung ihrer Arbeiten zu geben (Mak & Coniam, 2008; Woo et al., 2010), was zu Zusammenarbeit und höherer Arbeitsqualität führt (Chu, 2008). Zum anderen erwerben sie durch Bedeutungsaushandlungen soziale Kompetenzen (Fung et al., 2011).
¶ 2 Leave a comment on paragraph 2 3 Neben den Vorteilen, die Wikis Schülern bieten, wurde festgestellt, dass auch Lehrende von dieser Technologie profitieren. Mithilfe der Verlaufsfunktion von Wikis können Lehrende die Beiträge und die Mitarbeit einzelner Schülerinnen und Schüler an der Gruppenarbeit überprüfen. Dies ermöglicht es ihnen, die Leistung der Schüler auf zuverlässiger Grundlage objektiv zu beurteilen und gegebenenfalls Unterstützung sowie unmittelbare Hilfestellung anzubieten (Chu, 2008; Woo et al., 2011; Yu et al., 2011). Gleichwohl ist für erfolgreiches wikigestütztes Lernen ein sorgfältig durchdachter pädagogischer Ansatz nötig.
¶ 3 Leave a comment on paragraph 3 0 Dies betrifft u. a. das Vorwissen von Schülern und Lehrern über Wikis, die Gruppengröße und die Motivationsstrategien für Peer-Learning (Engstrom & Jewett, 2005). Das vorliegende Kapitel zielt deshalb darauf ab, die didaktische Aufbereitung für die Verwendung von Wikis im Grundschulunterricht vorzustellen. Dies geschieht anhand von Fallbeispielen aus zwei Studien, die von den Verfassern durchgeführt wurden: Eine der Studien betrachtet eine Gruppenarbeit im Rahmen des Sachkundeunterrichts (Law et al., 2011; Yu et al., 2011), die andere beleuchtet das kollaborative Schreiben von englischen Texten durch anderssprachige Schüler (Fung et al., 2011; Tavares & Chu, 2011). In beiden Studien werden Wikis als Plattform verwendet. Darüber hinaus werden Empfehlungen an Grundschullehrer ausgesprochen, die in ihrem Unterricht mit Wikis arbeiten möchten.
2 Wikis in höheren Grundschulklassen
¶ 4 Leave a comment on paragraph 4 0 Mit Unterstützung des Quality Education Fund des Education Bureau in Hongkong (http://qefpblp.pbworks.com/w/page/31127656/FrontPage) konnte das Forschungsteam in Hongkonger Grundschulen Wikis als Hilfsmittel für eine Gruppenarbeit im Sachkundeunterricht und für kollaboratives Schreiben von englischen Texten einsetzen.
¶ 5 Leave a comment on paragraph 5 0 Da sich die sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten von Grundschülerinnen und -schülern in der Entwicklung befinden, nahmen wir an, dass ein Wiki in der Muttersprache (Chinesisch) den Lernenden die technische Beherrschung der Anwendungen erleichtern würde. Weil zudem Englisch in Hongkong als Zweitsprache unterrichtet wird, kamen wir zu dem Schluss, dass ein Wiki mit einer mehrsprachigen Nutzeroberfläche (Chinesisch und Englisch) wünschenswert wäre. Es stellte sich dann heraus, dass unter den gängigen Angeboten wie Mediawiki, Pbworks und Google Sites nur Letzteres über eine Nutzeroberfläche mit verschiedenen Sprachen (darunter Chinesisch und Englisch) verfügt. Deshalb wurde Google Sites als Wiki-Plattform für die beiden Studien ausgewählt. Die Schülerinnen und Schüler konnten so die chinesische Nutzeroberfläche für ihr Sachkunde-Gruppenprojekt, das auf Kantonesisch unterrichtet wird, verwenden. Für ihr kollaboratives Schreibprojekt auf Englisch konnten sie nach Wunsch entweder die chinesische oder die englische Oberfläche benutzen.
¶ 6 Leave a comment on paragraph 6 0 Um sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler mithilfe von Google Sites erfolgreich zusammenarbeiten, wurde der Lehrplan sorgfältig konzipiert. Der folgende Abschnitt beschreibt den pädagogischen Ansatz für den Einsatz von Google Sites der Plattform bei den Studien zur Gruppenarbeit im Sachkundeunterricht und zum kollaborativen Schreiben von englischen Texten in der fünften Grundschulklasse von vier Schulen in Hongkong.
2.1 Gruppenprojektarbeit im Sachkundeunterricht
2.1.1 Dididaktische Aufbereitung
¶ 7 Leave a comment on paragraph 7 0 An der Studie nahmen Schüler der fünften Klasse aus vier Grundschulen in Hongkong teil. Die Schüler mussten an einem zwei- bis dreimonatigen Gruppenprojekt im Sachkundeunterricht Google Sites mitarbeiten. Die vier Schulen (FK, HS, SP und KS) stellten unterschiedliche Themen. Die Schüler sollten unter Verwendung der jeweils nur für die einzelnen Schulen zugänglichen Seiten von Google Sites zusammenarbeiten.
¶ 8 Leave a comment on paragraph 8 0 In der Studie wurde ein kollaborativer Lehransatz verfolgt, bei dem die Lehrerinnen und Lehrer für Sachkunde, Chinesisch und Informatik sowie der Schulbibliothekar gemeinsam darauf hinarbeiteten, den Schülerinnen und Schülern die notwendigen Fähigkeiten zur Fertigstellung ihres Projekts auf der Wiki-Plattform zu vermitteln. Die erste Arbeitseinheit erstreckte sich über einen Zeitraum von zwölf Wochen, in dem die Lehr- und Lernaktivitäten eingeführt und entsprechend um- gesetzt wurden. Am Ende des zwölfwöchigen Zeitraums sollten die Schülerinnen und Schüler ihr Sachkundeprojekt abgeschlossen haben und es – idealerweise unter Verwendung ihrer Wiki-Seite – vorstellen können. Alle im Stundenplan vorgesehenen Lehr- und Lernaktivitäten sollten zu diesem Endergebnis hinführen.
¶ 9 Leave a comment on paragraph 9 0 Die Sachkundelehrenden betreuten den gesamten Lernprozess und vermittelten Recherchetechniken und projektrelevantes Grundwissen. Sie wurden dazu angeregt, mit den Informatiklehrenden zusammenzuarbeiten und Informationen über den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler und über ihre Projektthemen auszutauschen. Insbesondere halfen sie den Informatiklehrerinnen und -lehrern, die informations- und kommunikationstechnischen Fertigkeiten zu ermitteln, die die Schülerinnen und Schüler für ihre Sachkunde-Gruppenprojekte auf der Wiki-Plattform benötigen würden.
¶ 10 Leave a comment on paragraph 10 0 Aufgabe der Informatiklehrenden war es, den Schülerinnen und Schülern Basiswissen für die Verwendung von Microsoft PowerPoint zu vermitteln, z. B. das Einfügen von Bildern und Video-Clips, den Gebrauch von Tabellen und die Erstellung von Diagrammen. Zur Unterstützung der Rechercheprojekte wurden den Schülerinnen und Schülern die Grundlagen des Umgangs mit Wiki-Plattformen beigebracht. Die mit der Technologie vertrauten Lehrenden stellten ihnen dazu auf der Grundlage des von der Forschungsgruppe veröffentlichten Handbook of Google Sites (Chu et al., 2010) verschiedene Funktionen von Google Sites vor. Dies geschah noch vor dem eigentlichen Beginn des Sachkunde-Gruppenprojekts.
¶ 11 Leave a comment on paragraph 11 0 Da das Internet eine unüberschaubare Flut an Informationen bereithält, ist die Einschränkung der Suchergebnisse auf spezifische Informationen notwendig. Bei der Vermittlung dieser Fertigkeit nahm der Schulbibliothekar eine Schlüsselrolle ein, indem er den Schülern zeigte, wie sie mit gut gewählten Stichworten oder durch die Verwendung bestimmter Operatoren wie «OR» und «AND» gezielt Informationen finden. Neben der Heranführung der Schüler an verschiedene Suchstrategien brachte der Schulbibliothekar den Schülern bei, wie WiseNews zur Suche von Nachrichten- und Magazinartikeln verwendet werden kann.
¶ 12 Leave a comment on paragraph 12 1 Nachdem die Schülerinnen und Schüler relevante Informationen gefunden hatten, wurden sie angeleitet, diese in ihren eigenen Worten wiederzugeben. Da das bloße Kopieren und Einfügen von Informationen aus dem Internet während des ganzen Projekts ausdrücklich nicht erwünscht war, kam den Chinesischlehrenden die Aufgabe zu, die Paraphrasierungs- und Synthesefähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu fördern. In diesem Sinne sollten Verständnisfragen das Erfassen der einleitenden Grundaussage und der zentralen Ideen in jedem Abschnitt erleichtern. Auch Lesematerial, das die Themen der Sachkundeprojekte aufgriff, kam zum Einsatz.
2.1.2 Lernenden- und Lehrendenperspektive
¶ 13 Leave a comment on paragraph 13 0 Um die Meinung der Lernenden zu erfassen, wurde eine Erhebung zu vier Bereichen durchgeführt: Lernen/Pädagogik, Motivation, Gruppeninteraktion und Technologie. Ergänzt wurde sie durch ausführliche Interviews. Im Ergebnis konnte festgestellt werden, dass die Schülerinnen und Schüler den Einsatz von Google Sites für ihren Lernprozess in der Regel als positiv ansahen.
Lernen / Pädagogik
¶ 14 Leave a comment on paragraph 14 0 Die Erhebung enthielt Aussagen wie «Ich werde durch die Nutzung des Wikis mehr Inhalte behalten» und «Die Nutzung des Wikis hat mir geholfen, die Unterrichtsziele zu erreichen». Die Mehrheit der Lernenden gab eine hohe Übereinstimmung mit den Aussagen an und offenbarte damit, dass sie die Wiki-Technologie als für ihren gemeinschaftlichen Lernprozess förderlich ansah.
Motivation
¶ 15 Leave a comment on paragraph 15 1 Dadurch, dass die Lernenden mit Google Sites unterschiedliche Medien, z. B. Bilder und Videoclips, für die Präsentation des Sachkunde-Gruppenprojekts einsetzen konnten, schienen sie motivierter an die gestellten Aufgaben heranzugehen. Dies wiederum erhöhte das Interesse an den Lerninhalten, mit denen sie sich auseinandersetzten. In der Erhebung spiegelt sich dies darin wider, dass die Schüler folgender Aussage zustimmten: «Ich blieb stärker auf die Aufgabe konzentriert, weil ich das Wiki verwendet habe.» Gestützt wird dieses Ergebnis auch durch ein von den Lehrenden der KS-Schule beobachtetes Phänomen: Schwächere Schülerinnen und Schüler, die zunächst mit der traditionellen Herangehensweise nicht in der Lage waren, ihre Aufgaben fertigzustellen, gingen mit mehr Freude an die Arbeit heran und lieferten bessere Ergebnisse ab, wenn sie Google Sites für ihr Projekt benutzten.
Gruppeninteraktion
¶ 16 Leave a comment on paragraph 16 1 Die Lernenden gaben an, dass es praktischer war, über Google Sites mit den anderen Gruppenmitgliedern zu kommunizieren. So stellte ein Schüler fest: «Bevor wir Google Sites genutzt haben, mussten wir vorher miteinander sprechen, um über Änderungen zu entscheiden. Das war sehr umständlich. Mit Google Sites können wir nun unsere Anmerkungen im Internet posten, und jeder kann sie sehen.» Google Sites hat also die Interaktion in der Gruppe erleichtert.
Technologie
¶ 17 Leave a comment on paragraph 17 1 Den Lernenden machte es Spaß, Google Sites für ihre Projekte zu verwenden. Die Schüler berichteten, dass sie, wenn sie Internetzugang hatten, «überall und zu jeder Zeit» an ihren Projekten arbeiteten. Die Schüler konnten so unkompliziert Informationen suchen und bearbeiten. Ein Schüler verglich Google Sites mit der traditionellen Lernmethode: «Google Sites ist besser, weil wir alle Informationen, die wir benötigen, ganz einfach im Internet finden.» Im Gegensatz zu einem Textverarbeitungsprogramm (wie z. B. Microsoft Word), mit dem die Schülerinnen und Schüler jeweils zeitlich und räumlich getrennt arbeiten müssen, ermöglicht ihnen Google Sites, mit den anderen Gruppenmitgliedern zeitgleich am Projekt zu arbeiten und ihre Ansichten auf der Plattform auszutauschen. Dies erleichtert die Zusammenarbeit insgesamt. Ein Schüler der KS-Schule fasste es folgendermaßen zusammen: «Wenn ich Lehrer wäre, würde ich den Schülern ganz sicher die Arbeit mit Google Sites beibringen, weil es sehr komfortabel ist. Wenn wir Word für unsere Projekte verwenden, müssen wir getrennt arbeiten. Aber auf Google Sites können wir alle zur gleichen Zeit daran schreiben.»
2.2 Kollaboratives Schreiben von englischen Texten
2.2.1 Didaktische Aufbereitung
¶ 18 Leave a comment on paragraph 18 0 Wie bei der oben beschriebenen Studie nahmen an der Forschungsstudie zum kollaborativen Schreiben von englischen Texten Fünftklässler der vier Grundschulen teil. Die Schüler erhielten zunächst die Aufgabe, während des ersten Trimesters gemeinsam einen englischen Text auf Papier zu verfassen. So sollte ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit gestärkt werden. Im zweiten Trimester mussten sie dies mit Google Sites tun, um die neue Technologie kennenzulernen. An den vier Schulen (FK, HS, SP und KS) waren unterschiedlich viele Klassen an der Studie beteiligt. Außerdem wurden von Schule zu Schule unterschiedliche Themenstellungen bearbeitet und unterschiedliche Durchführungsplanungen angewendet.
¶ 19 Leave a comment on paragraph 19 0 In Woche 1 des ersten Trimesters wurden die Lernenden zunächst an das kollaborative Schreiben mit Stift und Papier herangeführt, indem sie lernten, ihre eigenen Texte zu beurteilen, relevante Quellen zu suchen, in Brainstormings Ideen zusammenzutragen, in Gruppenarbeit Mindmaps zu zeichnen, gegenseitig den Inhalt ihrer Texte zu beurteilen und den Interessantheitsgrad sowie die Themenrelevanz ihrer Ideen im Blick zu behalten. Nachdem sie von den Klassenmitgliedern und der Lehrkraft Feedback erhalten hatten, begannen sie in Woche 2 die gemeinschaftliche Schreibaufgabe und die Überarbeitung ihrer Mindmaps. Anschließend erfolgte ein weiterer Feedback-Durchlauf unter den Mitschülerinnen und Mitschülern, wobei besonders auf den argumentativen Textaufbau geachtet wurde. Die Lernenden setzten die Überarbeitung ihres Gemeinschaftswerks unter Einbeziehung von Anmerkungen des Lehrenden fort. In Woche 3 sollten sich die Lernenden ein drittes Mal gegenseitig beurteilen und diesmal besonderes Augenmerk auf sprachliche Aspekte legen. Anhand der Rückmeldungen von Mitschülerinnen und -schülern und Lehrkräften verbesserten die Schüler Grammatik und Wortschatz und nahmen letzte Ergänzungen vor. Eine abschließende Evaluation zeigte der Lehrkraft auf, in welchem Maße die Aufgaben den einzelnen Schüler gefallen und in welchem Maße sie mitgearbeitet hatten.
¶ 20 Leave a comment on paragraph 20 0 Da die Schüler im zweiten Trimester mit dem kollaborativen Schreiben unter Verwendung von Google Sites beginnen sollten, lernten sie in Woche 1 neben dem oben erwähnten inhaltlichen Aspekten die Google-Sites-Schreibplattform zu verwenden. Auf Grundlage der Rückmeldungen von Mitschülerinnen und Lehrkräften über Google Sites fingen die Schülergruppen in Woche 2 an, die Plattform zum Schreiben zu verwenden und ihre Mindmaps anhand der Rückmeldungen zu überarbeiten. Die folgenden Schritte in Woche 2 und 3 glichen denen der Schreibaufgabe mit Stift und Papier aus dem ersten Trimester.
¶ 22 Leave a comment on paragraph 22 0 Auf den Seminaren konnten sich die Lehrenden der vier Schulen auch über ihre Erfahrungen während der ersten Phase austauschen, die von ihnen verwendeten Bewertungsbögen und deren Auswirkung auf die Qualität der schriftlichen Schülerarbeiten vergleichen, Probleme besprechen und gemeinsam für die zweite Phase vorausplanen. Von besonderer Bedeutung war, dass die Lehrkräfte Rückmeldungen bezüglich ihrer Anmerkungen zu Arbeiten der Lernenden bekamen, dass sie die Auswirkung von Hinweisen, Fragen, Vorschlägen und Korrekturen diskutierten und dass sie sondierten, auf welche Weise sie den Nutzen ihrer Lehrstrategien maximieren könnten. Die Lehrkräfte wurden ferner dazu angeregt, die Lernenden mit ihren Bewertungskriterien vertraut zu machen, um so auch deren Urteilsvermögen hinsichtlich der Einschätzung von Arbeiten der Mitschülerinnen und -schüler zu schärfen.
2.2.2 Lernendenperspektive
¶ 23 Leave a comment on paragraph 23 0 Um die Ansichten der Schülerinnen und Schüler zu erfassen, wurden Gruppeninterviews durchgeführt. Im Allgemeinen teilten die Schüler eine positive Einstellung gegenüber der Verwendung von Google Sites zur Erleichterung des kollaborativen Schreibens. Das Peer-Learning wurde begrüßt und geschätzt. Am positivsten wurde jedoch die Verwendung der Technologie (charakteristischer Funktionen von Google Sites) empfunden.
Peer-Learning
¶ 24 Leave a comment on paragraph 24 0 Unter den vielen Vorteilen von Google Sites hoben die Schüler die Möglichkeit hervor, gegenseitig Kommentare zu den Arbeitsergebnissen zu hinterlassen, was gleichzeitig das Peer-Learning und die Entwicklung ihrer Sozialkompetenz förderte. Während des kollaborativen Schreibprojekts hatten die Schüler ausreichend Gelegenheit, die Arbeit der Mitschüler zu beurteilen und über ihre eigene Arbeit zu reflektieren, indem sie Rückmeldungen zu Gesichtspunkten wie Rechtschreibung, Grammatik, gedankliche Verknüpfungen und logische Textstruktur gaben. Hierdurch wurde eine höhere Qualität der schriftlichen Arbeiten erzielt. Dies entspricht den Ergebnissen der Studie von Chu (2008). Abbildung 1 zeigt die Kommentare, die von verschiedenen Schülern einer Klasse zu sprachlichen Aspekten abgegeben wurden, sowie die entsprechenden Verbesserungen am Text (farbig hervorgehobene Wörter).
¶ 25 Leave a comment on paragraph 25 0
¶ 26 Leave a comment on paragraph 26 1 Außerdem gab es deutliche Belege für die gegenseitige Wertschätzung unter den Schülerinnen und Schülern. So stellte ein Schüler fest: «Wenn wir Google Sites als Kollaborationsplattform nutzen, bekommen wir die Texte anderer Klassen zu lesen, tauschen Ansichten aus und kommentieren die Arbeit unserer Mitschüler. Wenn wir auf Papier schreiben, können wir nur ein paar andere Texte lesen.» Offensichtlich interessierten sich die Lernenden für die Texte der anderen und begrüßten im Allgemeinen die Möglichkeit, ihre Arbeiten über Google Sites mit Klassenkameraden auszutauschen. Noch ermutigender für die Verwendung von Wikis war die Erkenntnis, dass Schüler während des Schreibprozesses von- und miteinander lernen. Nachdem er den Text seines Mitschülers gelesen hatte, schrieb etwa ein Schüler: «Dein Text ist gut, aber ich [verstehe] die Bedeutung des Wortes ‹wahrheitsliebend› nicht.» Darauf erwiderte der Angesprochene:
¶ 27 Leave a comment on paragraph 27 0 «‹Wahrheitsliebend› bedeutet ‹ehrlich›.»
Technologie
¶ 28 Leave a comment on paragraph 28 0 Wie in dem Sachkunde-Gruppenprojekt fanden die Schülerinnen und Schüler des kollaborativen Schreibprojekts im Fach Englisch Gefallen daran, Google Sites beim Verfassen von Texten zu verwenden. Zwei Studienteilnehmer formulierten dies so: «Wenn wir Google Sites verwenden, können alle Mitglieder unserer Gruppe zugleich am Projekt arbeiten. Das geht nicht, wenn wir Microsoft Word verwenden. So wird das Ganze einfacher und leichter zu handhaben.» Insgesamt berichteten die Schüler von keinen größeren Schwierigkeiten bei der Verwendung der neuen Technologie. Sie fanden es praktisch, über die Plattform mit den anderen Gruppenmitgliedern zusammenzuarbeiten und ihre Texte dort zu erstellen.
3 Empfehlungen für Grundschulpädagoginnen und -pädagogen
¶ 29 Leave a comment on paragraph 29 0 Angesichts des Nutzens von Wikis für den Grundschulunterricht liegt es nahe, dass Lehrende in Erwägung ziehen, in ihrem Unterricht versuchsweise mit Wikis zu arbeiten. Es bleibt zu berücksichtigen, dass Wikis für Lehrer relativ neu sind und eine technische Herausforderung darstellen und dass zudem in der vorliegenden und in früheren Studien seitens der Eltern Bedenken gegen die Verwendung von Wikis festgestellt wurden (Chu, 2008; Fung et al., 2011; Law et al., 2011; Woo et al., 2011; Yu et al., 2011). Deshalb sollen diesbezüglich einige praktische Empfehlungen für Grundschullehrer ausgesprochen werden, um die ersten Versuche mit Wikis zu erleichtern.
3.1 Das richtige Wiki auswählen
¶ 30 Leave a comment on paragraph 30 0 Es gibt eine große Anzahl von Wiki-Programmen; diese unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der Nutzeroberfläche, der Verfügbarkeit, des Preises usw. Ideal wäre ein Wiki-Programm, das einfach zu bedienen ist, nur geringe Computerkenntnisse erfordert und über eine mehrsprachige Nutzeroberfläche verfügt. Die Grundschülerinnen und -schüler können dann die Sprache wählen, mit der sie sich am wohlsten fühlen, wodurch sie kognitiv weniger in Anspruch genommen werden und sich auf den Inhalt ihrer Arbeit konzentrieren können. Außerdem ist es für Bildungszwecke wichtig, ein kostenfreies Wiki-Programm zur Verfügung zu haben.
3.2 Technische Unterstützung anbieten
¶ 31 Leave a comment on paragraph 31 0 Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass häufig technische Probleme auftreten, z. B. beim Formatieren der niedergeschriebenen Inhalte und beim Hochladen von Materialien in das Wiki (Chu, 2008; Fung et al., 2011; Law et al., 2011; Woo et al., 2011). Um erfolgreiches Lernen zu ermöglichen, sollten sich die Lehrkräfte überlegen, ob sie vor Projektbeginn zusätzliche oder ergänzende Unterrichtsstunden anbieten, um die Angst der Schülerinnen und Schüler vor der Verwendung von Wikis zu mindern.
3.3 Die Bedenken der Eltern ansprechen
¶ 32 Leave a comment on paragraph 32 1 Wenn Schüler Wikis für ihre Projektarbeit verwenden, können die Eltern fälschlicherweise den Eindruck bekommen, dass ihre Kinder nur im Internet surfen oder die Zeit mit Onlinespielen verbringen (Fung et al., 2011; Law et al., 2011; Yu et al., 2011). Es kann deshalb für die Schulen ratsam sein, Seminare für Eltern anzubieten, um ihnen diese neue Lernform vorzustellen und so mögliche Bedenken auszuräumen. Solche Seminare können das Wissen der Eltern über die Funktionsweise von Wikis vertiefen und ihnen Anleitungen an die Hand geben, um die Arbeit ihrer Kinder zu begleiten (Law et al., 2011). Vor der Verwendung von Wikis im Unterricht kann es aus Sicht der Schulen außerdem vorteilhaft sein, die Eltern über die Aufgaben zu informieren, die ihre Kinder mithilfe von Wikis bearbeiten werden.
4 Ergebnis
¶ 33 Leave a comment on paragraph 33 0 Das Lernen in einer Wiki-Umgebung wird im 21. Jahrhundert immer üblicher. Die in Hongkong durchgeführten Studien zu dem Google-Sites-gestützten Sachkunde-Gruppenprojekt und dem Google-Sites-gestützten kollaborativen Schreibprojekt im Fach Englisch haben gezeigt, dass Grundschülerinnen und -schüler den Umgang mit der Plattform einfach fanden und ihre Vorzüge für den Lernprozess insgesamt und für ihre Motivation und das Peer-Learning im Besonderen zu schätzen wussten. Wesentlich für den erfolgreichen Einsatz von Wikis ist aber eine genaue didaktische Vorbereitung des Unterrichts.
Literatur
¶ 34 Leave a comment on paragraph 34 0 Chu, S. (2008). TWiki for knowledge building and management. Online Information Review, 32(6), pp. 745–758.
¶ 35 Leave a comment on paragraph 35 0 Chu, S. K. W., Chan, C. K. K. & Tiwari, A. F. Y. (in press). Using blogs to support learning during internship. Computers & Education.
¶ 36 Leave a comment on paragraph 36 0 Chu, S. & Kennedy, D. M. (2011). Using online collaborative tools for groups to co-construct knowledge. Online Information Review, 35(4), pp. 581–597.
¶ 37 Leave a comment on paragraph 37 0 Chu, S. K. W., Law, A. H. C., Choi, M. K. T., Mak, M. Y. K. & Pun, B. L. F. (2010). Handbook of Google Sites. Hong Kong: Centre for Information Technology in Education, Faculty of Education. The University of Hong Kong.
¶ 38 Leave a comment on paragraph 38 0 Chu, S. K. W., Tavares, N., Siu, F. L. C., Chow, K., Ho, S. Y., & Choi, M. K. T. (2010). Teaching guide for teachers on inquiry based learning: Primary 5 General Studies project learning and English collaborative writing. Hong Kong: Centre for Information Technology in Education, Faculty of Education. The University of Hong Kong.
¶ 39 Leave a comment on paragraph 39 0 Engstrom, M. E. & Jewett, D. (2005). Collaborative learning the Wiki way. TechTrends, 49(6), pp. 12–15.
¶ 40 Leave a comment on paragraph 40 0 Fung, K. Y., Chu, S. K. W., Tavares, N., Ho, G & Kwan, K. (2011). Using Google Sites in English Collaborative Writing. Paper presented at CITE Research Symposium 2011. The University of Hong Kong, Hong Kong.
¶ 41 Leave a comment on paragraph 41 0 Law, H. C., Chu, S. K. W., Siu F., Pun, B. & Lei, H. (2011). Challenges of Using Google Sites in Education and How Students Perceive Using it. Paper presented at CITE Research Symposium 2011. The University of Hong Kong, Hong Kong.
¶ 42 Leave a comment on paragraph 42 0 Li, X., Chu, S.K.W., Ki, W.W., & Woo, M. (2010). Students’ and Teacher’s Attitudes and Perceptions Toward Collaborative Writing with Wiki in a Primary Four Chinese Classroom. Paper presented at The 3rd International Conference «ICT for Language Learning», Flo- rence, Italy.
¶ 43 Leave a comment on paragraph 43 0 Mak, B., & Coniam, D. (2008). Using wikis to enhance and develop writing skills among secondary school students in Hong Kong. System, 36, pp. 437–455.
¶ 44 Leave a comment on paragraph 44 0 Pifarré, M, & Kleine Staarman, J. (2011). Wiki-supported collaborative learning in primary education: How a dialogic space is created for thinking together. Computer-Supported Collabo- rative Learning, 6(2), pp. 187–205.
¶ 45 Leave a comment on paragraph 45 0 Richardson, W. (2006). Blogs, wikis, podcasts and other powerful Web tools for classrooms. Thousand Park, CA: Corwin Press.
¶ 46 Leave a comment on paragraph 46 0 Tavares, N. & Chu, S. (2011). Experimenting with English Collaborative Writing on Google Sites. Proceedings of the QEF Project Dissemination Symposia «Applying a collaborative teaching approach to inquiry project-based learning with Web 2.0 at upper primary levels». Hong Kong, June 30, 2011.
¶ 47 Leave a comment on paragraph 47 0 Woo, M., Chu, S., Ho, A. & Li, X. X. (2011). Using a Wiki to Scaffold Primary School Students’ Collaborative Writing. Journal of Educational Technology & Society, 14(1), pp. 43–54.
¶ 48 Leave a comment on paragraph 48 0 Woo, M., Chu, S., & Li, X. X. (2010). Tracing peer feedback to revision process in a wiki supported collaborative writing. The Second Asian Conference on Education, pp. 1881–1898.
¶ 49 Leave a comment on paragraph 49 0 Yu, C. T., Fong, C. S., Kwok, W. K., Law, S. M., Chu, S. K. W. & Ip, I. (2011). Using Google Sites in Collaborative Inquiry Projects in General Studies. Paper presented at CITE Re- search Symposium 2011. The University of Hong Kong, Hong Kong.
Den Artikel finde ich persönlich informativ, einfach und verständlich geschrieben. Das Lernen in einer Wiki-Umgebung ist sicherlich sehr spannend und vielseitig. Meines Erachtens jedoch, werden die negativen Aspekte zum Gebrauch in Schulen in diesem Artikel zu wenig angesprochen. In der heutigen Zeit hat man ja vor allem das Problem, dass viele Jugendliche vom regelmässigen Gebrauch von solchen Medien abhängig werden. Da stecken die Staaten Unmengen von Geld in Suchtbekämpfung und in den Schulen werden Kinder zusätzlich motiviert, solche Medien zu nutzen. Aus meiner Sicht gehen da auch ganz viele Sozialkompetenzen verloren. Anstatt mit einander persönlich zu kommunizieren, beschränkt man den kommunikativen Austausch nur noch auf virtuelle Kommunikation. Es ist klar, die schüchternen Schüler erhalten so auch die Möglichkeit ohne persönlichen Kontakt ihre Meinung kund zu tun, aber dass kann ja nicht die Lösung sein. Ausserdem sinkt meines Erachtens die Hemmschwelle für kommunikative Auseinandersetzungen, es wird viel schneller persönlich und von der Wortwahl her aggressiver. Wenn man so einen Unterrichtsstiel durchführen möchte an einer Schule, muss man wie im Text erwähnt mit den Eltern kommunizieren und ihnen das mitteilen. Der Artikel ist grundsätzlich gut, aber wie bereits oben erwähnt, müssten die negativen Punkte eines solchen Projektes noch näher erläutert werden.
Das Wiki weist angesichts des Gebrauchs in der Schule zahlreiche Vorteile auf. Diese kollaborative Plattform bietet Dialogräume, in welchen die SuS Ideen diskutieren und Argumente aufbringen können. So werden nicht nur die Fähigkeiten des kritischen Denkens und Problemlösens ausgebaut, es werden auch soziale Kompetenzen erworben.
Meiner Meinung nach ist das Wiki sehr unterrichtstauglich, da es zum einen eine Abwechslung zum klassischen Unterricht bietet, und zum anderen ein schnelleres und effizienteres Arbeiten ermöglicht. Schüler und Schülerinnen können ihre Meinungen gleichzeitig äussern und müssen nicht ungeduldig darauf warten bis ein Mitschüler seine Meinung geäussert hat. Zudem steigt durch diese indirekte Kommunikation die Mut, die Meinung eines Mitschülers zu kritisieren oder zu hinterfragen. Meist werden im Plenum weniger argumentative Schlussfolgerungen gezogen, da die Hemmschwelle hier eher hoch ist. Folglich kann durch diese indirekte Kommunikation eine höhere Arbeitsqualität entstehen.
Selbstverständlich erleichtert das Wiki dem Lehrenden nicht alles. Den Lehrer erwartet eine neue Aufgabe, welche für das zuverlässige Arbeiten der Schülerinnen und Schüler sorgt: Die Kontrolle. Wenn die Lehrperson die Tätigkeiten der Schülerinnen und Schüler auf Wiki nicht verfolgen kann, wäre diese Lernmethode noch lange kein Erfolg. Dank der Verlaufsfunktion von Wiki, kann die Lehrperson die individuellen Beiträge und Mitarbeit überprüfen.
Obwohl das Wiki mit seinen Vorteilen glänzt, sollte das gemeinsame Diskutieren in Gruppen nicht vernachlässigt werden. Schliesslich ist die Schule ein Ort, an dem Schüler und Lehrpersonen zusammen in direkter Kommunikation neues Wissen erfahren oder weitergeben.
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Wenn man aber den von Ihnen kommentierten Absatz liest, dann scheinen sich die Schülerinnen und Schüler ja nicht zu freuen, dass sie ein neues Werkzeug nutzen dürfen, sondern dass sie eines nutzen dürfen, welches ihren Bedürfnissen entspricht. Selbstverständlich ist der Lehrer zu einem grossen Teil verantwortlich für den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler, aber dazu gehört eben auch, dass er oder sie den Schülern attraktive Inhalte und Werkzeuge zur Verfügung stellt. (siehe dazu auch http://www.1to1learning.ch/One2One/LehrpersonIstAmWichtigstenArgument)